Ich würd‘ aus Liebe alles tun – Bat out of Hell in Oberhausen

Liebe Leser,

Peter Pan trifft Romeo und Julia, trifft Twilight, trifft Meat Loaf. Damit wäre irgendwie schon fast alles über das neue Musical im Metronom Theater gesagt. Jedenfalls, wenn ich ähnlich oberflächlich wäre, wie die Charaktere und die Story des Stücks… Okay, ihr seht schon: dieser Beitrag wird wesentlich persönlicher und kritischer als die üblichen Beiträge auf diesem Blog. Deswegen nehme ich auch Abstand davon, ihn in irgendeiner Weise als Kritik oder Rezension zu bezeichnen. Denn wenn ihr euch dazu entscheidet, ihn zu lesen, werdet ihr merken, dass er vor allem eins ist: subjektiv.

Ich habe mich sehr gefreut, als Dominik mich fragte, ob ich ihn zur Preview des Musicals Bat out of Hell“ begleiten wolle. Erstens, weil ich ihn schon lange nicht gesehen habe und Theaterabende mit ihm immer wahnsinnig unterhaltsam sind. Zweitens aber auch, weil ich von vielen Leuten gehört habe, wie sehr sie sich auf das Stück freuen. Wenn ihr eine gute, sehr sachliche Meinung zu „Bat out of Hell“ lesen möchtet, dann lege ich euch auf jeden Fall seinen Text sehr ans Herz.

BAT OUT OF HELL
Foto: Stage Entertainment

Für mich war dieses Musical die größte Katastrophe, seit ich dieses Lazarus-Musical in Düsseldorf gesehen habe. Wie schon eingangs beschrieben, fand ich die Story sehr flach. Während eines chemischen Krieges wurde die DNA einiger Jugendlicher eingefroren (Freezers), weswegen sie nicht mehr altern können (die verlorenen Jungs lassen grüßen). Sie leben heute in der Stadt Obsidian mehr oder weniger auf der Straße. Das missfällt dem „Tyrannen“ Falco (Alex Melcher), dessen Tochter Raven (Sarah Kornfeld) unglücklicherweise ein Auge auf den Anführer der Gang, Strat (Robin Reitsma) geworfen hat. Erinnert ein bisschen an Romeo und Julia? Jupp, und wenn man dann auch noch bedenkt, dass eines der größten Probleme der Teenager ist, dass Raven irgendwann alt wird, während Strat immer 18 bleibt, denkt man unweigerlich an glitzernde Vampir-Schönlinge. Oder? Liebe, Stress, Liebe, Stress, Liebe, Chaos, Liebe, fertig. Zwischendurch habe ich mich noch arg fremd geschämt, als sich die gestandenen Muscial Größen Alex Melcher und Willemijn Verkaik (Sloan) obszön über einen mintgrünen Oldtimer gejagt haben, bis sie nur noch in Unterwäsche auf der Bühne standen.

BAT OUT OF HELL
Foto: Stage Entertainment

Was für eine Überleitung zu den Darstellern. Die können ja immerhin nichts dafür, dass die Story flach, die Frauen unerträglich (ohne Witz, Raven und Sloan sind solche Zicken) und die Übersetzungen bestenfalls „geht so“ sind. Stimmlich ist die Cast wirklich toll und harmoniert größtenteils sehr gut. Leider handelt es sich bei „Bat out of Hell“ aber um ein Rockmusical und den Rocker nimmt man tatsächlich nur Alex Melcher ab. Ganz besonders gut gefallen hat mir sein „Wo tut mir der Schmerz am meisten weh“. Vor ellem die Jungs um Robin Reitsma waren mir insgesamt zu brav und zu „musical“ für ein Rock-Stück. Wirklich berührend fand ich hingegen Aisata Blackman, die eine umwerfende Soul-Stimme hat und mich damit in den unterschiedlichen Momenten des Stücks immer wieder überraschte.

BAT OUT OF HELL
Foto: Stage Entertainment

Die Musik aus der Feder von Jim Steinman wurde ja bereits als Musical geschrieben und ist irgendwie opulent. Meat Loaf muss man mögen und wer Tanz der Vampire gesehen hat, wird die ein oder andere Melodie wieder erkennen. Die Übersetzung solcher Texte ist sicherlich verdammt schwer, deswegen ist es beeindruckend, dass es meistens passt. Nur an wenigen Stellen wirkt es holprig oder werden mehr Worte in den Rhythmus gepresst, als rein passen. Aber warum zu Hölle muss es ein Lied mit dem Titel „Im Rückspiegel erscheinen die Dinge oft immer größer als sie sind“ geben. Und wieso leiden die genau so wie Graf von Krolok bei der unstillbaren Gier? Und was hat Willemijn Verkaik eigentlich damit zu tun? Wir wissen es nicht. Das ist ein Fall für Musical Mysterie.

Okay, genug gemeckert. Es gab tatsächlich auch wirklich gute Sachen an „Bat out of Hell“. Nämlich das Bühnenbild. Auf verschiedenen Ebenen konnte sich die Story von Raven, Strat und den verlorenen Kindern spannend entfalten. Der Falco Tower errecht eine beeindruckende Höhe von 17 Metern und wurde alternativ als Wohnung der Familie um Falco oder als Bar der Freezers genutzt. Die Szenenwechsel gingen flüssig und tatsächlich gab es immer etwas neues zu Entdecken. Hat aber den Rest dann auch nicht mehr raus reißen können.

Als Fazit bleibt mir nur zu sagen: Ich würd‘ aus Liebe alles tun – aber nicht noch einmal in dieses Musical gehen. Wirklich nicht.

Bis zum nächsten Mal,
Auri der Theatergeist

5 Gedanken zu “Ich würd‘ aus Liebe alles tun – Bat out of Hell in Oberhausen

  1. Hi,
    ich mag Theater auch gerne, vor allem Musicals. Zum Glück gibt es bei mir in der Nähe ein (recht kleines) Stadttheater. Dort habe ich z. B. Dracula und The Prirate Queen gesehen.
    Und jedesmal bin ich wieder begeistert und schaue schon, was es denn so als nächstes gibt 🙂

    1. Hi Julian,

      oh, The Pirate Queen ist ein ganz großartiges Stück. Schön, dass dein kleines Theater auch mal nicht so bekannte Stücke spielt. Hast du deinen nächsten Besuch schon geplant?

  2. Ja, nächster Theaterbesuch ist am 10.05.19, dann geht es zum Musical „Cabaret“ von John Kander. Ich freue mich schon; leider ist das noch so weit weg 😦

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