Liebe Leser,
dies ist mein erster Beitrag auf dem wundervollen Block von Auri. Ich freue mich sehr, dass ich die Ehre habe, hier nun auch veröffentlichen zu dürfen.
„Normal ist eine Illusion“. Damit lässt sich am besten beschreiben, wie der Alltag bei der Familie Addams so abläuft. Ihre toten Ahnen schauen regelmäßig vorbei, ein Familienmitglied hat eine Romanze mit dem Mond und Rosen sind nur ohne Blüten bewundernswert.
Tod, unendliches Grauen und eine Vorliebe für alles Düstere prägen den Familienalltag. Und gerade aus dieser Familie verliebt sich die älteste Tochter in einen ganz „normalen“ Jungen aus einer ganz „normalen“ Familie. Wednesday (so der Name der Tocher) und ihr Freund Lucas wollen gerne heiraten, aber wie vermittelt man diese Neuigkeit zwei so unterschiedlichen Familien? Am besten bei einem Abendessen.
Natürlich gibt es ein Happy-End (Wer hätte das gedacht?) und nach 3 Stunden viel Singen und Tanzen gibt es dann die Hochzeit.
Ich habe das Stück dreimal gesehen. Ich war in der Premiere und am Folgetag, sowie eine Woche später noch einmal. Mein Mitbewohner spielt in dem Orchester der Gruppe mit, was meine häufigen Besuche erklärt.
Es gab zwei Besetzungen für die weiblichen Rollen und für Lurch, den sehr schweigsamen und schon etwas toten Butler.
Vorweg möchte ich sagen, dass alle Akteure hervorragend gesungen haben. Für eine Laiengruppe war es wirklich absolut fantastisch. Stimmlich gefiel mir Jasmin Pawlak als Wednesday besser (auch wenn sie, so sagte man mir, eigentlich nicht die richtige Stimmlage für diese Rolle gehabt hätte), vom schauspielerischen Talent allerdings die andere Besetzung, Johanna Stoffeln. Sie hat Wednesday genauso herübergebracht, wie ich sie aus der Serie und den Filmen kenne.
Wirklich herausragend war aber Holger Schnippe als Gomez. Er hat das ganze Stück in einem merkwürdigen, aber doch sehr authentischen spanischen Akzent durchgehalten, sogar die Lieder, und einfach großartig gespielt. Auch gesanglich war er brilliant.
Erwähnen möchte ich auch noch Till-Lennard Isensee als Fester. Man sagte mir, er habe sich eigens für diese Aufführungen den Kopf kahl rasiert. Na, wenn das mal kein Einsatz ist!
Liebevoll inszeniert waren auch die Tanzeinlagen. Die Choreographien waren sehr passend zur Musik und sehr synchron getanzt. Ein großes Lob an die Choreographinnen Natalie Schieferstein und Linda Loer.
Dass es musikalisch eine Spitzenleistung war, habe ich ja bereits erwähnt. Das Orchester und der Chor waren unfassbar gut. Es ist ja auch eher ungewöhnlich, dass eine Laiengruppe mit einem so großen Orchester auftritt, wie es hier der Fall war. Das hat dem ganzen auf jeden Fall eine ganz besondere Note verliehen.
Das Bühnenbild war zweckmäßig, würde ich sagen. Die Bilder an den Wänden waren charmant ausgewählt, da sie (soweit ich das erkennen konnte) einzelne Darsteller porträtierten. Am Rand waren kleine Grablichter aufgestellt, was eine etwas düstere Atmosphäre hervorrief, sehr passend zum Stück also. Allerdings muss ich gestehen, dass ein Audimax einer Uni wohl eher ungeeignet ist, um wirklich in die Atmosphäre einzutauchen. Wenn man, wie ich, Student ist, dann verbindet man mit Hörsälen tendenziell eher Langeweile und schlafen. Umso mehr freue ich mich, dass ich in keiner der drei Aufführungen eingeschlafen bin und jedes mal wirklich amüsiert und zufrieden nach Hause gegangen bin.
Alles in allem lässt sich sagen, dass es zwar nicht besonders tiefgängig war und eigentlich nicht wirklich viel passiert ist, aber man dennoch einen sehr unterhaltsamen Abend hatte und mit einem Lächeln aus dem Hörsaal gegangen ist (absolut unvorstellbar nach den meisten Vorlesungen.. :D)
Ich empfehle an dieser Stelle die Mask und Music Gruppe gerne weiter und werde bestimmt nächstes Jahr auch wieder dabei sein.
(https://www.mask-and-music.de/portfolio/addams-family/)
Hiermit verabschiede ich mich,
Rika, Theatergeist in der Ausbildung