Eines Tages pfeift er mir zu, dann wird das Glück mir treu sein – Starlight Express

Liebe Leser,

Die Wagons Foto: Mehr! Entertainment GmbH
Die Wagons
Foto: Mehr! Entertainment GmbH

in dieser Woche stand für mich wieder einmal ein Klassiker der Musicalszene auf dem Programm. Kein anderes Musical wurde in Deutschland länger an einem Standort gezeigt. Seit mehr als 25 Jahren und mit über 10.000 Vorstellungen verzaubert der Starlight Express uns Abend für Abend und nimmt uns mit auf Reisen. Die Deutsche Fassung wurde mittlerweile ein paar Mal überarbeitet, es wurden Songs gestrichen, hinzugefügt und geändert. Ich gebe zu, dass ich ein wenig enttäuscht war, dass „Ne Lock mit Locomotion“ dem Song „Nie genug“ weichen musste. Auch mit „Für Immer“, das als Ersatz für „Nur mit ihm“ konnte ich mich nicht ganz anfreunden, auch wenn der Inhalt natürlich gleich geblieben ist. Dafür bin ich augenblicklich Fan des 2008 im Rahmen des 20. Jubiläums hinzugefügtem „Dann pfeift er mir zu“ geworden. Aber fangen wir von Vorne an.

Greaseball und Elektra mit Pearl und Caboose Foto: Mehr! Entertainment GmbH
Greaseball und Elektra mit Pearl und Caboose
Foto: Mehr! Entertainment GmbH

Starlight Express ist die Geschichte eines kleinen Jungen, der vor dem Einschlafen seine Eisenbahnen nicht aus der Hand legen mag. In seinen Träumen leitet er als Control die Weltmeisterschaft im Eisenbahnenrennen. Dazu kommen Züge aus der ganzen Welt, um den Titelverteidiger Greaseball, eine Diesellok, herauszufordern. Es ist aber auch die Geschichte von Rusty, der kleinen Dampflok. Charmant, zuckersüß aber hoffnungslos veraltet, ist er sich dennoch sicher, der Schnellste zu sein. Natürlich möchte auch er an dem Rennen teilnehmen, wofür er nichts als Spott erntet. Sogar die vier Wagons Dinah, Buffy, Ashley und letztlich auch seine Pearl haben sich von ihm „abgehängt“. Zuerst entmutigt und enttäuscht, erfährt Rusty später jedoch, dass in ihm die Kraft eines Champions steckt.

Greaseball Foto: Mehr! Entertainment GmbH
Greaseball
Foto: Mehr! Entertainment GmbH

Choreografisch ist Starlight Express natürlich ein Traum. Alleine die Einfahrt der verschiedenen Lokomotiven und Wagons zu „Rolling Stock“ hätten mir vermutlich sämtliche Knochen gebrochen. Matthew Goodgame hat einen ganz wundervollen Greaseball gesungen. Mit seiner Elvis-Gedächtnis-Stimme und dem passenden Look verzauberte er mich von Beginn an. Ein talentierter Mann. Und dann: Rusty. Welche Frau im Saal konnte sich diesem unbeschwerten Gesichtsausdruck, diesem Lächeln und dem klaren Tenor seiner Stimme entziehen? Ihr wisst, dass ich Tenöre generell eher weniger gern höre, aber Jeffrey Socia hat mir tatsächlich ein Lächeln aufs Gesicht gezaubert. Ein Sympathieträger durch und durch. Spätestens mit „Nennt mich Rostig“ hatte er das Publikum in seinen Bann geschlagen. Leider hatte ich gerade zu Beginn immer wieder das Gefühl, dass der Sound nicht richtig ausgesteuert war, das tat der guten Stimmung aber keinen Abbruch. Für einen Lacher sorgte der Einzug der internationalen Züge, beziehungsweise die Vorstellung des deutschen ICE Ruhrgold. Verkörpert von Graham Harvey, wurde er mit den Worten „Immer pünktlich“ angekündigt. Sehr witzig…

Nicht Elektra, sondern RUSTY! Foto: Mehr! Entertainment GmbH
Nicht Electra, sondern RUSTY!
Foto: Mehr! Entertainment GmbH

Der Auftritt, auf den ich mich an diesem Abend am meisten gefreut habe, folgte sogleich. Electra. Mit dem Song „AC/DC“ rollte Mykal Rand ins Rennen. Ich muss schon sagen, eine imposante Erscheinung. Stimmlich nicht so überzeugend, dafür großartig inszeniert. Es war ein wahres Feuerwerk an Licht, Sound und Geschwindigkeit. Ich habe mich gefragt, wie vielen Menschen im Publikum aufgefallen ist, wie herzzerreißend Rusty am Rand um die Aufmerksamkeit seiner Pearl „gepfiffen“ hat. Am liebsten hätte ich ihn in den Arm genommen und gesagt, dass auch andere Bahngesellschaften schicke erste Klasse Wagons bauen können…  Apropos Pearl. Es ist vermutlich Geschmackssache, aber die Choreografie, die Abigail Dever in ihrem ersten Solo „Hilf mir verstehen“ gezeigt hat, passte in meinen Augen absolut nicht zu der Ballade. Ja, sie war schön anzusehen. Aber hektisch und unruhig, im Widerspruch zu den feinen, ruhigen Klängen des Liedes stehend.

Rusty auf der Suche nach Starlight Foto: Mehr! Entertainment GmbH
Rusty auf der Suche nach Starlight
Foto: Mehr! Entertainment GmbH

Wirklich wundervoll waren die Rennen. Rasant, abwechslungsreich und mit vielen OH und AH Erlebnissen für das Publikum. So gingen Pearl und Electra beinahe über die Bande und bedeckten uns mit einer rosaroten Haarflut. Später, im zweiten Rennen sackte mir das Herz beinahe in die Hose als Dinah mit einer wahnsinnigen Geschwindigkeit auf uns zukam und ebenfalls eine unsanfte Begegnung mit der Bande hatte. Ich bedauere die Darsteller und Darstellerinnen, die trotz guter Polsterung Abend für Abend vermutlich viele blaue Flecke davon trafen. Ein weiteres Highlight war in meinen Augen Rustys Begegnung mit Starlight. Tausend Sterne und mehr tauchen die Halle in ein wundervolles Licht, während Jeffrey Socia und David E. Moore (der ebenfalls Papa singt) in der Starlight Sequenz für ganz, ganz großes Gänsehaut-Kino sorgten. Ihre Stimmen harmonieren sehr gut miteinander, der weiche und dunkle Klang von David bildet einen angenehm zu hörenden Kontrast zu Jefrreys federleichter Stimme.

Das große Finale wurde noch einmal, laut, bunt und schnell. Mir hat sehr gut gefallen, dass es nach dem ersten Schlussapplaus noch einmal ein Madley gab, in dem die wunderbaren Songs noch einmal in Revue passieren konnten. Aber, seien wir ehrlich:

Wooh wooh, wooh wooh, keiner kann es besser als die Dampflok!

Viele Grüße,
Auri der Theatergeist

5 Gedanken zu “Eines Tages pfeift er mir zu, dann wird das Glück mir treu sein – Starlight Express

  1. ein wirklich sehr, sehr schöner Beitrag!
    Sehr gut zusammen gefasst, hätte ich das Musical nicht selbst schon öfters gesehen würde ich es spätestens jetzt machen 😉
    Bin Fan davon 🙂 Wenn du nochmal hingehen solltest, mir zaubert Kevin immer ein Lächeln aufs Gesicht 🙂
    Ich liebe es in diese andere Welt abzutauchen und mitzufiebern…
    An manchen Stellen würde ich am liebsten dazwischen rufen, z.B. wenn Rusty mal wieder geärgert wird…
    Und die Stelle bei AC/DC, wenn der rme Ruty versucht Pearl mitzunehmen, finde ich fällt leider zu wenig auf… Ist aber immer süß anzusehen 😉

    Für Starlight und auch mich persönlich ist Matthew ein großer Verlust, abr ich bin gespannt auf die neuen 😉

    1. Liebe Kim,
      vielen Dank für deinen ausführlichen Kommentar, das hat mich sehr gefreut. Ich habe tatsächlich vor, bald wieder zu Starlight zu gehen. Mal sehen, wann die Planung es zulässt. Bist du seit deinem Beitrag schon wieder dort gewesen? Mich würde sehr interessieren, wie dir die neue Cast gefallen hat.

      Viele liebe Grüße,
      Auri

      1. Bin diesen Samstag wieder da und schon total gespannt 😉
        Kann dir ja danach eine Review geben 😉
        Bereuen wirst du es bestimmt nicht 😉

        LG Kim

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