Lukas und… das Ungeheuerliche!

Liebe Leser,

Der Theatergeist mit Begleitung.
Der Theatergeist mit Begleitung.

ich sage es ja nur ungern und wenn ihr meine bisherigen Rezensionen gelesen habt, wisst ihr dass ich mit solchen Äußerungen eher zurückhaltend bin. Aber was ich letzten Donnerstag gesehen habe war… Ungeheuerlich. Lukas und das Untier, so der vielversprechende Name des Stücks. Ich glaube ich habe noch nie in meinem Leben eine größere Diskrepanz zwischen Inhaltsangabe und eigentlichem Stück erleben müssen. Kennt ihr den Spruch „Selbst wenn das Kunst ist, kann das weg“? So habe ich mich gefühlt. Ich meine, die Mädels von Lukas und haben sich sicherlich etwas dabei gedacht. Aber wieder einmal zeigte sich, dass Theaterwissenschaftler irgendwie Theoretiker sind und dass kreative Köpfe, die sich verwirklichen wollen eben selten in Theater sondern vielmehr in Ausdruck oder was auch immer endet.

Die Inhaltsangabe versprach, dass sich die Gruppe um Hund Lukas mit dem Tier in uns und mit dem Tier vor unseren Augen beschäftigt. Es wurde gesagt, dass sich die Bühne zu einem Schauplatz der Gegenüberstellung der Arten wird. Geäußert hat sich das ganze in zwei Damen, die auf der Bühne standen und in brechtscher Manier ohne Spiel sondern erzählend und abwechselnd Sätze sagten. „Mein Freund kann…“ wechselte sich mit „Mein Freund ist…“ oder „Mein Freund weiß nicht…“ ab. Was die Textzeile „Genau jetzt“ dazwischen bewirken sollte, ist nicht nur mir sondern einem Großteil des Publikums schleierhaft geblieben. Nachdem dieser gut zehn minütige Gedankenaustausch zum jeweiligen Freund erfolgt war, öffnete sich der Vorhang. Erwartungsvoll beugte sich das Publikum vor. Jetzt würde es los gehen. Doch weit gefehlt! Wir wurden Zeuge wie in einer scheinbar endlose währenden Sequenz die Bühne abgebaut wurde. Stumm. Das Untier in Form des Ensemblehundes Lukas trottete dabei mehr oder weniger interessiert zwischen den Darstellerinnen (irgendwie passt das Wort in diesem Zusammenhang nicht) hin und her. Ah ja.

In einer weiteren Sequenz wurden zwei Mikrofonständer von Links nach Rechts getragen, auf und wieder abgebaut. Für wie lange? Ebenfalls zehn Minuten? Es kam mir vor wie Stunden.Das ganze ging übrigens auch stumm von statten. Ach und hat jemand den Hund gesehen? Nein? Schade… Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll. Irgendwie fehlen mir die Worte. Es gab noch zwei, drei weitere Szenen in denen irgendetwas stumm auf und wieder abgebaut wurde. Der Lichtblick des Abends war übrigens tatsächlich der Moment als hunderte kleiner roter Bälle von der Decke regneten und der Hund versuchte sie alle zu schnappen. Na wenigstens einer hatte Spaß.

Am Ende des Abends herrschte bei uns Sprachlosigkeit. Meine Begleitung, der Regisseur und der Techniker unseres eigenen Ensembles merkten erst als wir uns wenig später verabschiedeten, dass wir über alles gesprochen hatten, nur nicht über das Stück. Es gab auch nichts zu sagen. Wir waren uns einig, dass wir in all der Zeit, die wir uns mit Theater beschäftigen noch nie etwas so – Ja, was? Ungeheuerliches? Furchtbares? Langweiliges? – anstrengendes gesehen hatten. Ich bin enttäuscht. Und ich wünsche mir, dass das nächste Mal deutlich irgendwo geschrieben steht, dass es sich bei einer Produktion um die konzeptionelle Verwirklichung eines kreativen Kopfes und nicht um Theater im eigentlichen Sinne geht. Versteht mich nicht falsch, ich habe nichts gegen moderne Stücke. Ganz im Gegenteil. Mir erschließt sich nur nicht, was das zusammenhanglose Abbauen der Bühne mit Theater und Schauspielerei zu tun haben. Es tut mir Leid, dass diese Kunstform bei mir so gar nicht ankommt. Allerdings sah ein Großteil des Publikums so aus, als fühlten sie sich ebenfalls im falschen Film.

Euer ergebener und ein weniger verstörter,
Theatergeist

4 Gedanken zu “Lukas und… das Ungeheuerliche!

  1. Das klingt ja wirklich furchtbar. Dabei kann gerade modernes Theater so toll sein. Schade. 😦 Ich wünsche dir, dass es nächstes Mal wieder interessanter und spannender wird. Bleib trotzdem experimentierfreudig, meistens lohnt es sich ja. 🙂 Liebe Grüße, Alana

    1. Guten Morgen,

      oh natürlich bleibe ich das. Nur werde ich mich in Zukunft noch eingehender über die Künstler und deren voran gegangene Produktionen informieren. Denn Du hast absolut Recht, modernes Theater kann atemberaubend sein. Nächsten Freitag gibt es den Review zu einem Stück, das mich sprachlos im positiven Sinne gemacht hat.

      Viele Grüße,
      Theatergeist

  2. Ach herrje, das war ja ein Alptraum von Theaterabend. Wie waren denn die Reaktionen am Ende? Höfliches Klatschen oder wurde gebuht? Ich glaube, ich wäre sehr frustiert, wenn ich mich auf einen Theaterabend freuen würde und so etwas erleben muss.

    1. Guten Morgen,

      es gab höflichen Applaus gepaart mit ratlosen Gesichtern. Natürlich waren auch Menschen dabei, die begeistert waren. Die entpuppten sich später aber als Familie oder Freunde. Frustrierend war es allemal.

      Viele Grüße,
      Theatergeist

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