Liebe Leser,
ein verregneter Sommer, ein einsames Landhaus, ein Dichterwettbewerb und eine gerade einmal 18-Jährige Frau. Das sind die Zutaten, die Mary Shelley 1816 zum Schaffen einer der erfolgreichsten Horrorgeschichten genutzt hat. „Frankenstein oder der moderne Prometheus“ ist eine zeitlose Geschichte, die seit beinahe zweihundert Jahren unterschiedlichste Generationen fasziniert. Es war wohl nur eine Frage der Zeit, bis dieser Stoff den Weg auf die Musicalbühnen dieser Welt fand. Nun hat sich auch der Ruhrmusical e.V. unter der Regie von Stefan Haberkorn und Musikalischer Leitung von Stephan Langenberg an die Umsetzung gewagt. Mit Erfolg.

Foto: Stephan Drewianka
Wir befinden uns am Ende des 18. Jahrhunderts und erleben Hautnah wie der junge Victor Frankenstein (gesungen von Stefan Haberkorn) seine Familie, seine geliebte Elisabeth (Vera Domik) und seinen besten Freund Henry (Kai Lamers) verlässt um in Ingolstadt an der Universität Naturphilosophie, Chemie und Medizin zu studieren. Sein großes Ziel ist es, die Menschheit vom Tod zu befreien. In einer unheilvollen Novembernacht tragen seine Bemühungen Früchte. Mithilfe seiner Technik hauchte er einem verurteilten und gehängten Verbrecher (Thomas Placzek) neues Leben ein. Erschrocken über seine eigene Schöpfung steckte Frankenstein sein Laboratorium in Brand und flüchtet. Das Monster war geschaffen. Entstellt und hilflos bleibt die Kreatur zurück. Über Monate streift sie umher, sucht verzweifelt einen Platz und erfährt Ablehnung, Abscheu und Unverständnis. Wütend auf seinen Schöpfer sucht das Monster Rache und tötet den kleinen Bruder Frankensteins. Doch die Gewalt und das Grauen könnte ein Ende haben. In einem Handel bittet die Kreatur ihren Schöpfer um eine Braut, mit der sie sich für alle Zeit irgendwohin absetzen könnte. Als Frankenstein sich zunächst überreden lässt, sich anschließend aber doch nicht fügt beginnt eine atemlose Hetzjagd, die die Protagonisten bis in die Arktis führt.

Foto: Stephan Drewianka
Die Geschichte ist eingängig, die Songs aus den Federn von Marc Baron und Jeffrey Jackson großartig! Leider war der Sound in der Duisburger Waldhalle eine absolute Katastrophe, was man dem Ensemble – mit überwiegend guter Leistung – natürlich nicht anlasten kann. Der Saal, ursprünglich wohl nicht für Musiktheater ausgelegt hatte zu viele Ecken und Kanten, an denen sich Geräusche brechen konnten. Die Technik war übersteuert, die Mikrofone des Ensembles und der Solisten waren gleich laut gestellt, weswegen letztere leider oftmals in der Untermalung des Ensemble untergingen. Schade. Stimmlich gab es dann aber doch etwas für die Ohren. Thomas Placzek. Klar, akzentuiert und sauber war seine Darbietung ein absoluter Hochgenuss. Auch Kai Lamers, der mit Henry Clerval eine vergleichsweise kleine aber wirkungsvolle Rolle sang, hat (nicht nur mich, wie ich im Gespräch mit Gästen erfahren habe) sehr begeistert. Natürlich ist diese Form von Kritik sehr subjektiv, aber weniger überzeugend war in meinen Augen die Leistung des Hauptdarstellers Stefan Haberkorn. Im Ansatz ließ sich eine schöne, kraftvolle Stimme erahnen, beim Übergang von Brust zu Kopfstimme kam es allerdings so wiederholt zum Bruch dass man nicht einschätzen konnte ob es Absicht (wenn ja, schade) oder Überanstrengung war.
Alles in Allem habe ich den Abend jedoch sehr genossen und räume dem Stück und dem Ensemble großes Potential ein. Den Ruhrmusical e.V. werde ich auf jeden Fall weiter im Auge behalten und zukünftige Produktionen auf jeden Fall ansehen.
Euer ergebener,
Theatergeist
Das hört sich nach einer tollen Kritik an! Da ich für den Kulturteil meiner Zeitung auch viel unterwegs war, genieße ich jegliche Kritiken anderer. Toll geschrieben und danke, dass du vorbei gekommen bist! Ich hoffe ich sehe dich bald wieder.
Liebst
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Liebe Stella,
vielen Dank für deinen Kommentar. Es freut mich sehr zu hören, dass dir die Kritik gefällt. Natürlich werde ich öfter bei dir vorbei schauen, Ich liebe deine Outfits 😉
Also vielleicht bis bald,
Theatergeist
Interessant, ich habe gerade gestern bei facebook von einer Frau gelesen, die das Buch gerade (wieder) liest. Sie schrieb, wie sehr sich doch auch die Literatur verändert hat. Früher habe man sich mehr Zeit zum Erzählen genommen. Sie staunte, wie lange es dauert, bis die Handlung Fahrt aufnimmt, so hatte sie es wohl nicht in Erinnerung.
Deine inhaltliche Zusammenfassung hat mir gerade die Story wieder sehr präsent gemacht. Sehr gut geschrieben. Das Musical würde ich mir auch anschauen – wenn es nicht so weit weg wäre. 🙂
Oh wie spannend! Ja, die Geschichte kann man wieder und wieder lesen. Und sie hat definitiv Recht mit der Veränderung. Heute sind schon einige Autoren ebenfalls dem Höher-Schneller-Weiter-Wahn verfallen. Obwohl ich mich nicht festlegen wollte, welche Variante mir besser gefällt.
Vielleicht hast du ja Glück und es geht auf Tour 🙂
Das wäre natürlich was! 🙂
Interessant! Ich bin auch ein Musical-Fan. Das liest sich, als könnte es mir gut gefallen.
Guten Morgen Leonie,
freut mich dass du es interessant fandest. Vielleicht hast du ja Glück und Frankenstein kommt in deine Nähe. Es ist wirklich empfehlenswert 🙂
Viele Grüße,
Theatergeist
Wie ich Musicals liebe *-* Frankenstein würde ich auch sehr gerne mal sehen!
Guten Tag,
ja gibt es etwas schöneres? Das Musical an sich ist wirklich sehr zu empfehlen. Wer weißt, vielleicht geht es ja irgendwann auf Tour und kommt in deine Nähe.
Viele Grüße,
Theatergeist